Metakognitives Training bei Borderline-Persönlichkeitsstörung (B-MKT)

Was ist das B-MKT?

Das Metakognitives Training bei Borderline-Persönlichkeitsstörung (B-MKT) ist auf der Grundlage des Metakognitiven Trainings (MKT) für Psychose entstanden und versteht sich als Baustein innerhalb einer umfassenden multimodalen Behandlung für Menschen mit einer emotional-instabilen bzw. Borderline-Persönlichkeitsstörung. Das Training setzt v.a. an den kognitiven Verzerrungen des Störungsbilds an und beabsichtigt deren Modifikation bzw. „Begradigung“.

Erste Studien bestätigen die Akzeptanz und Wirksamkeit des B-MKT (Schilling et al., 2015a, 2018). Nachfolgend erhalten Sie weitere Informationen zum Training (u.a. zum theoretischen Hintergrund sowie Durchführungshinweise) und die Materialien für die Gruppe. Sie gelangen zu den Modulen, indem Sie unten auf die deutsche Flagge klicken.


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Worum geht es beim B-MKT?

Die Symptomatik der Borderline-Persönlichkeitsstörung ist v.a. von abrupt einsetzenden Zuständen intensiver emotionaler Erregung gekennzeichnet, die häufig in selbstschädigendem Verhalten resultieren. Neben dem Leitsymptom der Affektdysregulation manifestiert sich die Symptomatik u.a. auch in einer Instabilität des Selbstbilds, in Problemen bei sozialen Interaktionen, in Impulsivität sowie in Defiziten bei der kognitiven Funktionsfähigkeit (z.B. dissoziative Symptome, dysfunktionale Informationsverarbeitung). Kognitiven Auffälligkeiten wie dichotomem Denken und Aufmerksamkeitsverzerrungen wird bei der Entstehung und der Aufrechterhaltung der Affektregulations- und der Interaktionsproblematik eine zentrale Rolle zugeschrieben.

In einer eigenen Studie konnten wir Auffälligkeiten bezüglich der sozialen Kognition, des Zuschreibungsstils sowie weiterer ungünstiger Denkmuster bestätigen (für eine genauere Darstellung der Ergebnisse siehe Publikationen). Wir fanden bei Personen mit Borderline-Persönlichkeitsstörung u.a. eine überhöhte (unvorsichtige) Urteilssicherheit sowie eine Neigung zu monokausalen Schlussfolgerungen. Während sie hier teilweise dem Ergebnisprofil von Personen mit Schizophrenie ähnelten, waren in anderen Domänen (z.B. bezüglich des Attributionsstils) deutliche Unterschiede nachweisbar. Basierend auf den Ergebnissen der eigenen Vorstudie sowie anderen mehrfach replizierten Befunden aus der kognitiven Grundlagenforschung wurden die Trainingseinheiten des MKT (siehe www.uke.de/mkt) vollständig modifiziert und an die störungsspezifischen (dysfunktionalen) Denkmuster von Personen mit Borderline adaptiert. Mit der Unterstützung bisheriger Gruppenteilnehmer:innen wurden überdies zahlreiche alltagsnahe Beispiele ergänzt und das Material stetig überarbeitet.

Das B-MKT ist ein Therapiebaustein, der v.a. an den kognitiven Verzerrungen bei Borderline ansetzt. Das Training findet derzeit im Rahmen einer Gruppenbehandlung mit 3–10 Personen in der Integrierten Versorgung Borderline der Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie am Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf (UKE) statt und umfasst insgesamt acht Trainingseinheiten. Mithilfe des Trainings soll die eigene Wahrnehmung ungünstiger Denkmuster gefördert und diese verändert werden. Erste Hinweise für einen Nutzen des Trainings lieferte eine Vorstudie, an der insgesamt 57 Personen mit Borderline-Persönlichkeitsstörung teilgenommen haben. Dabei konnte eine Abnahme der Symptomatik, ermittelt über die Borderline Symptom Liste (BSL), nachgewiesen werden. Methodischen Schwächen der Vorstudie (z.B. keine Verifikation der Diagnose mittels eines standardisierten Interviews und kein Kontrollgruppendesign) wurden in zwei weiteren Studien begegnet. So zeigte sich in einer Folgestudie (Schilling et al., 2015a) eine hohe Akzeptanz des Trainings seitens der Gruppenteilnehmer:innen. Das B-MKT erreichte im Vergleich zur Kontrollgruppe (Entspannungsgruppe) signifikant bessere Resultate in Bezug auf die subjektive Bewertung durch die Teilnehmenden (u.a. Nützlichkeit, Spaß, Weiterempfehlung an andere Betroffene). In einer randomisiert-kontrollierten Studie (Schilling et al., 2018) konnte darüber hinaus auch die spezifische Wirksamkeit des Trainings über die Standardbehandlung hinaus nachgewiesen werden.

Bitte beachten Sie außerdem, dass wir E-Learning-Programme für das MKT und D-MKT entwickelt haben: www.uke.de/e-mkt | www.uke.de/e-dmkt.

Hauptbeteiligte

  • Dipl.-Psych. Lisa Schilling (Asklepios Klinik Nord)
  • Dipl.-Psych. Julia Bierbrodt
  • M.Sc. Katharina Kolbeck
  • Prof. Dr. Steffen Moritz

Kooperationspartner

  • PD Dr. Matthias Nagel
  • Dr. Andreas Schindler
  • Prof. Dr. Carsten Spitzer
Publikationen

Moritz, S., Schilling, L., Wingenfeld, K., Köther, U., Wittekind, C., Terfehr, K., & Spitzer, C. (2011). Psychotic-like cognitive biases in borderline personality disorder. Journal of Behavior Therapy and Experimental Psychiatry, 42, 349–354.

Schilling, L., Köther, U., Nagel, M., Agorastos, A., & Moritz, S. (2013a). Kognitive Verzerrungen bei Patienten mit einer Borderline-Persönlichkeitsstörung und deren Behandlung durch das „Metakognitive Training – Borderline“. Zeitschrift für Psychiatrie, Psychologie und Psychotherapie, 61, 239–246.

Schilling, L., Moritz, S., Kriston, L., Krieger, M., & Nagel, M. (2018). Efficacy of Metacognitive Training for patients with borderline personality disorder: preliminary results. Psychiatry Research, 262, 459–464.

Schilling, L., Moritz, S., Köther, U., & Nagel, M. (2015a). Preliminary results on acceptance, feasibility, and subjective efficacy of the add-on group intervention Metacognitive Training for borderline patients. Journal of Cognitive Psychotherapy, 29, 153–164.

Schilling, L., Moritz, S., Schneider, B. C., Bierbrodt, J., & Nagel, M. (2015b). Attributional ‘tunnel vision’ in patients with borderline personality disorder. Journal of Personality Disorders, 29, 839–846.

Schilling, L., Wingenfeld, K., Spitzer, C., Nagel, M., & Moritz, S. (2013b). False memories and memory confidence in borderline patients. Journal of Behavior Therapy and Experimental Psychiatry, 44, 376–380.

Schilling, L., Wingenfeld, K., Löwe, B., Moritz, S., Terfehr, K., Köther, U., & Spitzer, C. (2012). Normal mind-reading capacity but higher response confidence in borderline personality disorder patients. Psychiatry and Clinical Neurosciences, 66, 322–327.


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