Metakognitives Training bei Depression im Alter (MKT-Silber)

Was ist das MKT-Silber?

Das MKT-Silber ist ein Gruppentraining, das Teilnehmenden helfen soll, (metakognitive) Distanz zu depressionsfördernden Denkmustern aufzubauen. Es versteht sich als eine Variante der kognitiven Verhaltenstherapie mit Fokus auf metakognitive Aspekte. Ähnlich dem D-MKT adressiert das MKT-Silber kognitive und metakognitive Verzerrungen, die zur Entstehung und zur Aufrechterhaltung von Depressionen beitragen, durch unterhaltsame und interaktive Übungen sowie Beispiele aus dem täglichen Leben. Es soll Teilnehmenden außerdem Einblicke in „Denkfallen“ (z.B. Rumination, Katastrophisierung) vermitteln, die zunächst hilfreich erscheinen mögen, aber oft zu einer erhöhten emotionalen Belastung beitragen.

Abweichend von anderen MKT-Versionen werden im MKT-Silber Themen angesprochen, die besonders relevant bzw. spezifisch für Depressionen im Alter sind (die sogenannte Altersdepression). Darunter fallen beispielsweise die Bewältigung von körperlichen Veränderungen sowie die Anpassung an neue (soziale) Rollen (z.B. Neuorientierung nach Berentung). Außerdem beinhaltet das MKT-Silber Module zur Identifikation und zur Neudefinition von Werten im späteren Leben (Werte; Modul 4) sowie zum besseren Umgang mit negativen Gefühlen, die mit unabwendbaren Situationen und Veränderungen verbunden sind (Akzeptanz; Modul 3).

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Brauchen wir ein MKT speziell für ältere Menschen?

Etwa 11 % der europäischen Erwachsenen im Alter von 65+ Jahren werden innerhalb von zwölf Monaten an einer klinisch signifikanten schweren Depression erkranken. Trotz der hohen Prävalenz von Depressionen bei älteren Erwachsenen gibt es eine große Behandlungslücke: Studien zeigen, dass 2016 nur 5 % der in Deutschland gesetzlich versicherten älteren Menschen mit Depressionen eine ambulante Psychotherapie erhalten haben (Kessler & Tegeler, 2018) und dies trotz wachsender Hinweise darauf, dass ältere Erwachsene Psychotherapie zur Behandlung von Problemen der psychischen Gesundheit befürworten (Gum et al., 2006; Luck-Sikorski et al., 2017). Niederschwellige Interventionen, die schnell in Versorgungseinrichtungen für Senioren (z.B. Seniorenheime, geriatrische Praxen) integriert werden können, versprechen, die Behandlung von Altersdepressionen zu verbessern (Kessler & Tegeler, 2018). Darüber hinaus wurde vorgeschlagen, dass durch Integration gerontologischer Theorien angepasste aktuelle Behandlungsprogramme bei älteren Personen bessere Effekte erzielen können (Laidlaw & Kishita, 2014). Unser Ziel war es daher, eine niedrigschwellige Gruppentherapie speziell für ältere Erwachsene zu entwickeln, die dabei hilft, die Behandlungslücke zu schließen, und Konzepte aus der Gerontologie integriert.

(Meta)kognitive Verzerrungen des Denkens im Alter

Bei jüngeren wie älteren Menschen erhöht eine verzerrte Verarbeitung emotionaler Informationen die Wahrscheinlichkeit einer Depression (Garnefski et al., 2009; Kraaij, et al., 2002; Broomfield et al., 2007). Solche Verzerrungen können v.a. durch Stress, der das spätere Leben oft begleitet, (wieder) aktiviert werden. Die nachgewiesene Wirksamkeit der kognitiven Verhaltenstherapie bei älteren Personen bestätigt hier die Rolle von emotionalen Denkverzerrungen bei Altersdepressionen (Cristea et al., 2015; Gühne et al., 2014; Kok et al., 2017). Auch negative Einstellungen in Bezug auf das Altern können zu Depressionen bei älteren Erwachsenen beitragen (Laidlaw et al., 2018). Diesem Aspekt wurde in klinischen Studien bis jetzt – im Vergleich zu emotionalen („Beck’schen“) Denkverzerrungen – allerdings relativ wenig Aufmerksamkeit geschenkt. Darüber hinaus deuten neue Untersuchungen darauf hin, dass metakognitive Verzerrungen auch bei Altersdepressionen eine Rolle spielen. Von besonderer Bedeutung für das MKT für Ältere ist die sozioemotionale Selektionstheorie (Mather & Carstensen, 2005). Nach dieser Theorie erinnern sich ältere Menschen ohne Depression eher an positive Wörter als an negative (der sogenannte Positivitäts-Bias; Reed et al., 2014). Ob der Positivitäts-Bias auch bei von Altersdepressionen Betroffenen vorliegt, ist jedoch bisher noch wenig untersucht worden. Die wenigen Studien mit älteren Probanden mit Depression deuten jedoch darauf hin, dass diese zu einer Gedächtnispräferenz für negative Informationen neigen (Callahan et al., 2016).

Forschungsergebnisse zum MKT-Silber

Die Machbarkeit und die Akzeptanz einer Beta-Version des MKT-Silber wurde kürzlich in einer Pilotstudie bestätigt (Schneider et al., 2018). Das Training führte bei einer Stichprobe älterer Erwachsener (Durchschnittsalter: 68 Jahre) mit einer großen Effektstärke (Cohen's d = 1,06) zu einer signifikanten Reduktion der depressiven Symptome. Eine signifikante Reduktion konnte mit einem kleinen Effekt (d = 0,33) auch für dysfunktionale Einstellungen gefunden werden. Darüber hinaus bewerteten die Teilnehmenden das MKT-Silber zumeist positiv und gaben an, dass sie es als nützlichen Teil ihrer Behandlung empfunden haben und sie das Training anderen Betroffenen empfehlen würden.

MKT-Silber (Deutsch)

Nachfolgend finden Sie die Module für das Metakognitive Training für Depression im Alter (MKT-Silber). Es gelten die gesetzlichen Bestimmungen des Urheberrechts (z.B. keine Verfremdung der Materialien, keine Einarbeitung von Folien in andere Anwendungsprogramme ohne Rücksprache mit den Autor:innen).

Wir möchten Trainer:innen darauf hinweisen, dass das MKT-Silber-Manual in englischer und italienischer Sprache vorliegt. Sie finden sie hier zum Download (Englisch, Italienisch). Als deutsches Manual verwenden Sie bitte das D-MKT Manual, das beim Beltz Verlag erhältlich ist (Jelinek et al., 2015).

Wir freuen uns über Ihre Rückmeldung! Bei Fragen oder Anregungen, schreiben Sie bitte eine E-Mail an Brooke Schneider.

Bitte beachten Sie außerdem, dass wir verschiedene E-Learning-Programme zum Metakognitiven Training entwickelt haben:

MKT bei Psychose: www.uke.de/e-mkt
MKT bei Depression (D-MKT): www.uke.de/e-dmkt
MKT bei Zwangsstörungen (Z-MKT): www.uke.de/e-zmkt

Hauptbeteiligte

  • Dr. Brooke Schneider
  • Dr. Ruth Veckenstedt
  • M.Sc. Josefine Gehlenborg
  • Prof. Dr. Lena Jelinek
  • Prof. Dr. Steffen Moritz

Kooperationspartner

  • Dr. med. Evangelos Karamatskos
  • Dr. Sandra Leh-Seal (Praxis für Neuropsychologie & Entwicklungsförderung (NEF), Meilen, Zürich, Schweiz)
Publikationen

Jelinek, L., Hauschildt, M., & Moritz, S. (2015). Metakognitives Training bei Depression. Weinheim: Beltz.

Schneider, B.C., Bücker, L., Riker, S., & Jelinek, L. (2018). A pilot study of Metacognitive Training for Depression in older adults. Zeitschrift für Neuropsychologie, 29, 7-19.

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Angesichts der angespannten finanziellen Situation vieler Kliniken ist es unser Bestreben, dieses Trainingsprogramm auch in Zukunft kostenlos anzubieten. Forschung frisst aber in Zeiten knapper öffentlicher Kassen nicht nur eine Menge Freizeit der Beteiligten, sondern vielfach auch private finanzielle Mittel. Wenn Sie uns unterstützen möchten, würden wir uns sehr über eine Spende freuen. Selbstverständlich helfen wir jedem mit Rat und Tat bei Rückfragen oder Umsetzungsproblemen – unabhängig davon, ob gespendet wurde oder nicht.

Wir versprechen, dass alle Spenden in unsere Forschungsbemühungen einfließen (anstehende Aufgaben: z.B. Übersetzung des Manuals in weitere Sprachen, Anfertigung neuer Grafiken, Durchführung des MKT in anderen Einrichtungen). Kontaktieren Sie uns gerne, um Möglichkeiten des Sponsoring zu besprechen. Auf Wunsch kann Ihnen selbstverständlich eine offizielle Spendenbescheinigung ausgestellt werden (senden Sie hierfür Ihre Kontaktdaten an Steffen Moritz).

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